Alumni-Porträt
HORIZONTERWEITERUNG DANK EUROPÄISCHER UNION
Simone Schönung organisiert über das EU-Programm „Erasmus+“ einen innereuropäischen Schulaustausch
Internationale Begegnungen haben im Leben von Simone Schönung schon immer eine Rolle gespielt. Während ihres Germanistik-, Anglistik- und Spanischstudiums an der Ruperto Carola in den 1990er Jahren ging sie für ein Jahr an das Heidelberg College in Tiffin, Ohio, USA und für ein Semester nach Argentinien, wo sie am Goethe-Institut in Rosario Deutsch unterrichtete. In Heidelberg engagierte sie sich im „Internationalen Studentenclub“ (ISC), der Veranstaltungen für Studierende aus aller Welt organisierte und dabei auch Patenschaften von deutschen für ausländische Studierende vermittelte. Inzwischen widmet sich Simone Schönung auch als Gymnasiallehrerin dem internationalen Austausch: Über das EU-Programm „Erasmus+“ hat sie ein gemeinsames Schülerprojekt ihrer Schule mit drei weiteren Schulen aus Spanien, Polen und Rumänien initiiert. „Das bedeutet viel Arbeit, die sich aber sehr lohnt, weil das Projekt eine schöne Horizonterweiterung für die Schüler ermöglicht“, erklärt die zweifache Mutter.
Das Programm „Erasmus+“ vereinigt seit 2014 alle EU-Programme für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport auf europäischer und internationaler Ebene, darunter auch das Erasmus-Programm, das Studierenden seit 1987 einen Studienaufenthalt im europäischen Ausland ermöglicht. Im schulischen Bereich sind die bisherigen COMENIUS-Schulpartnerschaften in „Erasmus+“ aufgegangen. Schulen in verschiedenen EU-Ländern, die eine Partnerschaft eingehen wollen, können sich für eine Förderung eines gemeinsamen Projekts bewerben, das sie dann mit verschiedenen Aktivitäten begleiten. „Unser Projekt, das von unserer Schule, dem Schönborn-Gymnasium in Bruchsal, koordiniert wird, heißt ‚SoS – Sick or sound‘ und beschäftigt sich auf verschiedenen Ebenen mit den Themen Gesundheit und Krankheit“, erklärt Simone Schönung. „Das passt gut, da unsere Schule neben dem humanistischen Schwerpunkt auch einen Schwerpunkt im Bereich Naturwissenschaften hat.“
Im Fach Biologie gehen die Schüler beispielsweise der Frage nach, wie Krankheiten entstehen, in Mathematik erstellen sie Statistiken, wie oft die Schüler krank sind, und in Chemie untersuchen sie Medikamente. Aber auch in Simone Schönungs Fach Englisch nehmen sich die Schüler des Themas an: “Wir sammeln Sprichwörter und Idiome, die mit Krankheiten zu tun haben. Am Ende des Projekts werden wir dann ein multilinguales Wörterbuch haben, in dem die englischen Idioms in die Sprachen der Partnerschulen übersetzt wurden.“ Die Partnerschulen beschäftigen sich ebenfalls mit den Themen und die Schüler vergleichen, was sie an den verschiedenen Schulen herausgefunden haben.
Angelegt ist das Projekt, das zum Schuljahr 2015/16 startete, auf zwei Jahre, beteiligt sind Schüler, die zu Beginn in der 9. Klasse waren und nun in Klasse 10 sind. Das Projektthema fließt dabei nicht nur in den normalen Unterricht ein, sondern die Lehrer stellen über themenrelevante Praktika auch einen Bezug zum späteren Berufsleben her: So absolvierten Schüler Praktika bei einer Unfallkasse und bei einem Krankenhaus in Heidelberg, aber auch bei den Süddeutschen Elektromotorenwerken. Auch zur Universität Heidelberg gab es bereits Kontakt: Interessierte Schüler besuchten gemeinsam ein Seminar bei den Chemikern.
Am interessantesten für die 30 beteiligten Schüler ist natürlich der Besuch der Partnerschulen – zu jeder der drei Schulen können jeweils zehn Schüler fahren. „Es war klar, dass die meisten nach Spanien wollten, aber nachdem wir das mit dem Pflichtbesuch der Spanisch-AG verknüpft hatten, waren tatsächlich nur noch zehn übrig“, erzählt Simone Schönung lachend. Bei allen Fahrten spielt thematisch der Gesundheitsaspekt eine Rolle: „In Polen haben wir natürlich auch Krakau besucht, aber die Schüler haben auch in einer Salzmine übernachtet und sich dort mit dem Thema Allergien beschäftigt und sie haben etwas über Medizin im Mittelalter gelernt. Ein weiteres Thema war die therapeutische Wirkung von Musik, wobei die Schüler auch gemeinsam musiziert haben.“ In Rumänien gab es Workshops zu verschiedenen Gesundheitsthemen, die Schüler kreierten ein gemeinsames Logo und erstellten einen Fragebogen zum Thema Gesundheit sowie eine Übersicht über die zehn häufigsten Krankheiten. Außerdem richteten sie eine gemeinsame Homepage ein, auf der alle Ergebnisse präsentiert werden.
Im laufenden Schuljahr 2016/17 folgen nun noch der Besuch in Spanien und der Gegenbesuch in Bruchsal. „Für die Schüler ist das Projekt ein großer Gewinn, da die meisten vorher noch gar keinen Kontakt zu Schülern aus anderen Ländern hatten“, erklärt Simone Schönung. „Jetzt helfen sie sich gegenseitig bei den Workshops und arbeiten zusammen, das erweitert ihren Horizont und ist eine tolle Sache!“ Durch die EU-Finanzierung würden die Fahrten der Schüler ohne deren finanzielle Belastung ermöglicht. „Das ist nicht nur für diejenigen unserer Schüler gut, die sich das sonst eventuell nicht leisten könnten, sondern auch für die Schüler der anderen Länder – ohne diese Finanzierung wäre ein solcher Austausch wohl nicht möglich“, sagte Simone Schönung. „Und dafür lohnt sich auch der enorme bürokratische Aufwand, den ein EU-Projekt nun mal mit sich bringt.“ So können junge Leute Europa nicht erst während des Studiums kennenlernen, sondern bereits zu Schulzeiten – und dabei auch noch etwas lernen.
Das Projekt “SoS“ im Internet: http://sickorsound.eu